Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Albrecht Müller hält unsere Arbeit in seinem Artikel für laienhaft. Das stimmt. Als er Bundestagsabgeordneter war und gegen militärischen Tiefstflug vorging, war er Berufspolitiker, d.h. bezahlter Profi. Wir machen unsere Arbeit ehrenamtlich. Damit sind wir per definitionem Amateure und Laien. Er hat formal recht, auch wenn er Äpfel mit Birnen vergleicht.
Apropos Äpfel mit Birnen: Der zitierte Rudolf Scharping (SPD) tönte zu Albrecht Müllers Zeiten noch „Wir in Rheinland-Pfalz wollen nicht der Flugzeugträger der USA in Deutschland sein“. Genau dieser Scharping hat später als Bundesverteidigungsminister die US Air Force davon abgehalten, ihre Kampfjets aus Spangdahlem abzuziehen. Mit einem vergrößerten Übungsluftraum über Rheinland-Pfalz und dem Saarland „ermutigte“ er sie, ihre Kampfjets hier zu lassen und weiter mit ihrem Lärm unsere Gesundheit und Lebensqualität zu zerstören. Gleichzeitig ließ er die Falschinformation verbreiten, im vergrößerten Übungsluftraum würde nur die US Air Force üben.
Zu Albrecht Müllers Zeiten war eben vieles anders. Das Tiefstflugproblem war kein lokales Problem, das rheinland-pfälzische Politiker im Alleingang lösten. In Bayern fielen die Ziegel von Kirchtürmen, und Patienten in Nervenheilanstalten schlugen aus Schreck und Verzweiflung ihren Kopf gegen die Wand. Der Lärm ging morgens kurz nach 8:00 Uhr los, und man konnte einen Journalisten oder Politiker kommen lassen und ihm zuverlässig den abartigen Lärm vorführen. Wie Albrecht Müller richtig schrieb, demonstrierten Tausende Bürger und ließen Ballons steigen, um den Flugverkehr zu stören. Was würde die SPD, die heute an der Macht ist, mit solchen Demonstranten tun? Vermutlich dasselbe wie mit Gegnern von Zwangsimpfung und überzogenen Corona-Maßnahmen.
Was hat sich noch geändert? Die Art des Lärms ist heute anders. Abgesehen von Überschallknallen ist der blitzartig auftauchende Lärm seltener geworden. Dafür ist ein Dauerdröhnen hinzugekommen, dessen Aufkommen nicht vorhergesagt werden kann, und das für Kurzzeitbesucher lange nicht so beeindruckend ist wie der ehemalige Tiefstfluglärm. Mehrere US-Militärflughäfen in Rheinland-Pfalz sind geschlossen worden oder haben keine Kampfjets mehr – ohne dass dies von deutschen Politikern veranlasst worden wäre. Auch hat das Militär dafür gesorgt, dass der Lärm bei uns konzentriert wird. Die Folge davon ist, dass man im Rest Deutschlands nichts mit unserem Problem zu tun haben will.
Was Albrecht Müller und seine SPD-Fraktionskollegen damals in der Rolle der Opposition getan und erreicht haben, war gut und richtig. Diese SPD gibt es aber nicht mehr. Sie ist zum Zerrbild ihrer selbst verkommen.
Wir sind stolz auf das Wenige, was wir Amateure erreicht haben. Wenn Profis kommen und es besser machen, nur zu! Es sollte allerdings mehr dabei herauskommen als das Lippenbekenntnis im rheinland-pfälzischen Koalitionsvertrag von SPD und Grünen, den Kampfjetlärm zu mindern.
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